Landschildkrötenzucht

Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht der Griechischen Landschildkröte ist sicherlich eine artgerechte und naturnahe Haltung im Freigehege. Unsere Zuchtgruppe besteht aus 7 Weibchen und 2 Männchen. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis ist sehr wichtig, damit die Weibchen nicht zu sehr von den Männchen bedrängt und gestresst werden. Schon kurz nach der Winterstarre beginnen die Männchen mit dem Balzverhalten. Dabei können sie sehr aufdringlich werden. Daher ist es sehr wichtig, dass mindestens 2-3 Weibchen pro Männchen in einer Gruppe sind und das Gehege sollte genug Versteck- und Ausweichmöglichkeiten bieten.

Hat das Männchen das Weibchen umworben und das Weibchen ist bereit, dann kommt es zur Kopulation.

Paarung / Kopulation Griechischer Landschildkröten

Die Testudo hermanni boettgeri Männchen suchen zunächst ein Weibchen, in dem es ausgiebig beschnuppert wird. Falls das Männchen die Partnerin als geeignet empfunden hat, versucht es, das Weibchen zum Stehen zu bringen und paarungswillig zu machen. Dazu wird das Weibchen verfolgt, umkreist und teilweise heftig in die Hinterbeine gebissen. Dieses Spielchen wiederholt sich unzählige Male und oft endet es ohne Erfolg. Wenn die Weibchen noch nicht paarungswillig sind, hat ein Männchen keine Chance. Dieses Balzverhalten versuche ich demnächst auf Video festzuhalten.

Hier ist es mir aber nun gelungen, eine erfolgreiche Paarung unserer Griechischen Landschildkröten (in diesem Fall sind es Cleo und Elvis) zu filmen. Ist das Weibchen bereit, bleibt es stehen, zieht den Kopf und die vorderen Extremitäten ein wenig ein und der hintere Panzer wird leicht angehoben. Das Männchen versucht nun auf den Panzer des Weibchens aufzusteigen. Hierbei hilft ihm sein leicht nach innen gewölbter Bauchpanzer und mit den Vorderfüßen stützt er sich ab.

Die sofort beginnenden Kopulationsbewegungen werden begleitet von pfeifenden Lauten des Männchen. Die sind teilweise so laut, dass man sie auf mehrere Meter Entfernung hört. Die Laute sind aber nicht vergleichbar mit einer Stimme, sondern entstehen aufgrund des ruckartigen Auspressens der Luft aus den Lungen und man hört sie auch nur während der Paarung Griechischer Landschildkröten.
Die Weibchen liegen während der Kopulation relativ teilnahmslos da, während die Männchen zeitweise steil aufgerichtet sind. Insgesamt ist der Kopulationsakt relativ unspektakulär und im Vergleich zur Balz sehr kurz.

Video einer Paarung

Eiablage

Für die dann folgende Eiablage sind nur die Weibchen verantwortlich.

Es ist immer wieder faszinierend, wenn unsere Weibchen sich auf die Suche nach einem geeigneten Eiablage-Platz machen und dann mit dem Ausheben der Grube beginnen. Nur mit Hilfe der Hinterfüße graben die Weibchen. Teilweise hat alleine das schon 1-2 Stunden gedauert. Manchmal hören unsere THB-Weibchen auch mittendrin auf und suchen eine andere Möglichkeit im Gehege. Irgendwas hat dann nicht gepasst oder sie kommen vielleicht nicht tief genug in den Boden. Allerdings haben sie beim Ausheben der Eiablage-Grube verdammt viel Ausdauer und sind sehr akribisch.

Ist die Grube fertig, halten die Weibchen meistens kurz inne und beginnen dann mit der Eiablage. In der Regel kommen die Eier in kleinen Abständen nacheinander und zwischendurch schieben die Landschildkröten-Weibchen die Eier mit den Hinterfüßen in der Grube so zurecht, dass alle hineinpassen.

Ist das letzte Ei draußen, beginnen die THB-Weibchen direkt mit dem Zuschütten der Grube. Auch hier nutzen sie nur ihre Hinterfüße und sind ebenfalls sehr genau in dem was sie da machen. Teilweise ist das Loch nachher wieder so verschlossen, dass es uns schwer fällt, die Eier zu finden.

Hier nun ein paar Fotos von unserer Meggy bei ihrer Eiablage und der anschließenden Bergung der Eier.

Eiablage Video

Im Mai 2014 haben wir kleine Filmsequenzen aufgenommen, die die Eiablage unserer Meggy (Testudo hermanni boettgeri) zeigen:

Inkubation

Anschließend ist es unsere Aufgabe, die Eier zu inkubieren.

Wir inkubieren die Schildkröten-Eier in Bruja digital Inkubatoren bei 32,5 – 33°C. Mit dieser hohen Bruttemperatur versuchen wir die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass mehr weibliche Nachzuchten schlüpfen. Die Eier liegen in angefeuchtetem Vermiculite und sind damit vollständig bedeckt. Die Luftfeuchtigkeit im Inkubator beträgt 60-80%.

Die vergangenen Jahre haben wir die Bruttemperatur über die gesamte Brutdauer aufrecht erhalten. Dieses Jahr machen wir nun erstmalig nach ca. 21-28 Tagen eine tägliche Nachtabsenkung. Wir möchten auch bei der Inkubation versuchen, uns möglichst an der Natur zu orientieren. Lediglich das erste Drittel verzichten wir auf die Nachtabsenkung, da laut Aussage mehrerer Fachbücher in dieser Zeit das Geschlecht fixiert wird und wir hier doch versuchen wollen, mehr weibliche Nachzuchten zu bekommen. In den letzten Jahren sind die Nachzuchten bereits nach ca. 52-56 Tagen geschlüpft. Dieses Jahr ist das erste Baby erst nach 63 Tagen geschlüpft. Das liegt vermutlich daran, dass wir nachts für 8 Stunden die Heizung abschalten und so die Entwicklung der Schildkröten im Ei etwas verlangsamt wird.

Schlupf der Landschildkröten

Nach ca. 60 Tagen schlüpfen die Jungtiere. Frisch geschlüpfte Landschildkröten sind noch etwas „geknickt“. Daher lassen wir sie die ersten 12-24 Stunden gerne noch etwas im Inkubator, damit sie sich in Ruhe strecken können. Dazu setzen wir sie nach dem Schlupf in eine separate Schale mit etwas Spaghnum-Moos. So geben wir auch der Dottersack-Öffnung am Bauchpanzer die Gelegenheit, sich in Ruhe zu schließen. Das feuchte Spaghnum-Moos wird nach dem Schlupf gerne genutzt, um sich darunter zu verstecken. Manchmal setzen wir die schlüpfenden Nachzuchten auch schon mit Beginn des Schlupfvorgangs in die Schale mit Spaghnum-Moos. So klebt nachher nicht das ganze Vermiculite an ihrem Panzer.

Nach dieser kleinen Verschnaufpause kommen unsere Nachzuchten dann aber auch direkt ins Freigehege mit Frühbeet. Hier haben wir einen extra Teil abgetrennt, der nur für die Schildkröten-Babys ist. Wir halten nichts davon, die Schlüpflinge zuerst in ein Terrarium zu geben. Sollten die Temperaturen im Freien zu gering zu sein, so haben wir die Möglichkeit, das Frühbeet zu beheizen und können mit einer Lampe für das nötige Licht sorgen. Im Übrigen halten alle Nachzuchten bei uns bereits im ersten Jahr eine ca. 3-4 monatige Winterruhe. Aber dazu schreiben wir sicherlich mal was, wenn die Winterruhe ansteht.